Betrunken

Alkohol vertragen – kein Zeichen von Stärke

Manche Menschen scheinen Alkohol besser zu vertragen als andere. Woran liegt das? Und welche Gefahren bringt eine hohe Alkoholverträglichkeit mit sich?

Einige Leute wirken nach mehreren Bieren immer noch völlig klar. Andere haben nach nur einem Glas Schwierigkeiten, verständlich zu sprechen oder schwanken schon. Warum gibt es diese Unterschiede, und kann man etwas dagegen tun?

Jede*r ist anders

Die Frage nach dem „Warum“ ist schnell beantwortet: Wir Menschen sind eben unterschiedlich, jede*r hat Eigenheiten und reagiert dementsprechend auch anders auf Alkohol. Es gibt aber ein paar Dinge, die sich darauf auswirken:

  • Dein biologisches Geschlecht
  • Dein Gewicht
  • Deine genetische Veranlagung
  • Was und wie schnell du trinkst
  • Deine "Tagesform"

Deine körperlichen Voraussetzungen und dein Trinkverhalten sind also mitentscheidend – aber wie genau beeinflussen diese Dinge, wie gut oder schlecht du Alkohol vertragen kannst?

"Frauen vertragen nichts!" Stimmt das?

Es wird oft behauptet, dass Frauen und Mädchen schneller betrunken werden als Männern und Jungs. Da ist tatsächlich etwas dran: Im weiblichen Körper ist der Wasseranteil im Schnitt um etwa 10 Prozent niedriger als im männlichen. Warum ist das wichtig? Für deine Blutalkoholkonzentration, also deinen Promillewert, ist der Wasseranteil in deinem Körper mit entscheidend. Denn auf mehr Wasser verteilt sich der Alkohol großflächiger.

Ein Beispiel: Eine Frau trinkt mit einem männlichen Kumpel, der genauso viel wiegt wie sie, jeweils ein Bier. Da sie aber weniger Wasser in ihrem Körper hat als er, hat sie nach dem Bier mehr Promille im Blut – und ist dementsprechend auch angetrunkener. In Sachen Alkoholabbau gibt es übrigens ebenfalls Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern.

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Gewöhnung an Alkohol – keine gute Sache

Viel Alkohol zu vertragen, ist keine Stärke. Auch, wenn „trinkfest“ nach gutem Training klingt. Leute, die mehr Alkohol trinken können, bevor sich die Wirkung zeigt, neigen eher dazu, ihr Limit zu überschreiten. Außerdem gewöhnt sich der Körper an die Alkoholzufuhr und das erhöht die Gefahr, später abhängig zu werden.

Wenn du regelmäßig Alkohol trinkst, ist es wahrscheinlich, dass das mit der Zeit mehr wird. Du wirst nicht mehr so schnell betrunken wie am Anfang. Weil die Wirkung bei der Gewöhnung an Alkohol später eintritt, trinkst du also mehr. Wenn diese Spirale sich immer weiter dreht, kannst du abhängig werden.

Kann ich beeinflussen, wie Alkohol bei mir wirkt?

Nicht nur dein Körper bestimmt, wie schnell dir der Alkohol zu Kopf steigt. Je schneller er in dein Blut gelangt, desto schneller spürst du auch die Auswirkungen. Und darauf hast du auf jeden Fall Einfluss! Was hilft:

  • Langsam trinken und keine Getränke „exen“
  • keine warmen alkoholischen Getränke trinken
  • auf Drinks mit viel Zucker verzichten
  • nie auf leeren Magen trinken

Wenn du deinen Drink in Rekordzeit in dich hineinschüttest, steigt auch dein Blutalkoholspiegel schnell an. Klingt logisch, ist auch so.

Der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt wiederum gelangt schnell in deine Blutbahn, weil dein Körper warme Getränke besser aufnehmen kann als kalte. Dasselbe gilt übrigens für alle Drinks mit viel Zucker, egal ob warm oder kalt.

Eine gute Essensgrundlage hilft, mehr Alkohol zu vertragen – allerdings nur gefühlt. Durch einen vollen Magen wird die Alkoholaufnahme nicht gebremst, sondern nur verzögert. Wenn du dir also vorm Trinken einen Döner gönnst, fühlst du dich vielleicht nicht so schnell angetrunken, das hat aber keinen Einfluss auf deinen tatsächlichen Promillewert!

"Alkohol vertragen" bedeutet eher "Alkohol ertragen"

Jetzt denkst du vielleicht: „Cool, ich vertrage Alkohol sowieso ganz gut. Wenn ich jetzt noch langsam trinke und vorher ordentlich esse, kann mir ja nichts passieren!“ Das stimmt so nicht.

Auch wenn du nach mehreren Bieren noch halbwegs gerade laufen kannst, steckt dein Körper den Alkohol nicht anders weg als bei anderen Menschen – es fühlt sich für dich nur so an.

Deswegen ist Alkohol „vertragen“ auch eine irreführende Bezeichnung. Für den Körper geht es mehr ums „ertragen“. Alkohol ist für jede*n gleich ungesund, Zellgift bleibt Zellgift. Das gilt für dich umso mehr, wenn dein Körper noch in der Entwicklung ist – also bis zum Alter von mindestens 21 Jahren. Dann schadet bereits jede kleinste Menge Alkohol der Entwicklung deines Gehirns und deiner Organe.