Betrunken

Unter 0,5 Promille: Schon fahrunfähig?

Alkohol im Straßenverkehr ist nicht vollständig verboten. Trotzdem lohnt es sich, nüchtern zu bleiben – ein Blick auf die Statistik verrät, warum.

Was haben Fahranfänger*innen, Busfahrer*innen, Taxifahrer*innen und Pilot*innen gemeinsam? Die Antwort: Für sie gilt im Straßenverkehr ein absolutes Alkoholverbot. Für alle anderen gelten strikte Promillegrenzen. Am sichersten fährst du aber, wenn du nüchtern bleibst – gute Gründe dafür gibt es genug.

Viele Unfälle – auch mit weniger als 0,5 Promille

Trotz der gesetzlichen Regelungen rund um Alkohol im Straßenverkehr gibt es jedes Jahr zehntausende Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel ist. Besonders an Feiertagen, bei denen üblicherweise viel Alkohol fließt, wird es gefährlich auf den Straßen.

2019 gab es an Christi Himmelfahrt („Vatertag“) 263 Alkoholunfälle im Straßenverkehr, fast dreimal so viele wie an den restlichen Tagen des Jahres im Schnitt (98). Dabei wurden 160 Menschen verletzt, 67 davon schwer und ein Mensch starb.

Doch nicht nur, wenn stark alkoholisierte Menschen in Unfälle verwickelt sind, wird es gefährlich, wie die Unfallstatistik von 2018 zeigt:

  • 27.969 alkoholbedingte Verkehrsunfälle geschahen 2019
  • Bei 13.949 dieser Unfälle wurden Menschen verletzt oder getötet
  • 687 Menschen, die Unfälle mit Personenschaden mitverursachten, hatten Alkohol getrunken – aber weniger als 0,5 Promille im Blut

Das zeigt: Auch, wer rein rechtlich innerhalb der vorgeschriebenen Promillegrenzen bleibt, ist im Straßenverkehr eine Gefahr für sich selbst und andere.

Warum ist Alkohol am Steuer so gefährlich?

Schon geringe Mengen Alkohol können deine Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeiten deutlich verschlechtern. Was sich auf einer Party vielleicht noch ganz lustig anfühlt, kann als Auto-, Motorrad- oder Fahrradfahrer*in böse enden.

Diese Wirkungen von Alkohol sind im Straßenverkehr besonders gefährlich:

Reizaufnahme
Nüchtern hast du deine Umgebung immer im Blick. Das hilft, Gefahren schnell zu erkennen. Angetrunken „klebt“ dein Blick länger an einzelnen Stellen fest – so erkennst du Hindernisse möglicherweise zu spät.
Tunnelblick
Unter Alkoholeinfluss ist dein Blickfeld verengt – du siehst weniger von deiner Umgebung, als wenn du nüchtern bist. Du kannst dadurch den Verkehr schlechter analysieren.
Hell-Dunkel-Anpassung
Deine Pupillen können sich nicht mehr schnell genug an sich ändernde Lichtverhältnisse anpassen. Du wirst von Scheinwerferlicht geblendet und siehst kurzzeitig gar nichts mehr.
Beweglichkeit
Alkohol verschlechtert deine Körperkontrolle: Du kannst Pedale, Lenker, Schalter und Hebel schlechter bedienen und tust das eventuell mit zu viel oder zu wenig Krafteinsatz und Präzision.

Jeder einzelne dieser Effekte kann Unfälle verursachen – unter Alkoholeinfluss hast du aber mit allen gleichzeitig zu kämpfen. Deshalb passieren Alkoholunfälle oft ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer*innen: Wer alkoholisiert ist, kann auch ohne das Zutun anderer schnell die Kontrolle verlieren.

Auto, Fahrrad, zu Fuß – am besten nüchtern!

Außerdem: Alkohol wirkt bei jedem Menschen anders. Auch deshalb reichen Promillegrenzen nicht aus, um zu entscheiden, ob jemand fahrtüchtig ist oder nicht.  Du solltest dich deshalb nie hinters Steuer oder den Lenker setzen, wenn du getrunken hast. Selbst dann nicht, wenn es „nur ein Bier“ war.

Trotzdem bist du nicht automatisch auf der sicheren Seite, wenn du stattdessen zu Fuß gehst. Schließlich nimmst du auch dann am Verkehr teil, obwohl deine Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeiten eingeschränkt sind.

Was helfen kann? Passt aufeinander auf: Zieh am besten nicht allein los, wenn du getrunken hast. Am besten ist es, wenn immer eine Person dabei ist, die komplett nüchtern bleibt und dich nach Hause bringt.

  • Statistisches Bundesamt (2020): Unfälle unter Alkoholeinfluss 2019: Jahreshöchstwert am Vatertag, [online]
  • Statistisches Bundesamt (2020): Unfälle unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln im Straßenverkehr 2019 (PDF), [online]