Körper

Alkohol, Gehirn und Gedächtnis

Wie wirkt Alkohol im Gehirn und auf das Gedächtnis? Diese Risiken für deine grauen Zellen gehst du ein.

Regelmäßig Alkohol zu trinken, ist in jedem Alter gefährlich. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis Anfang zwanzig aber noch viel mehr, weil sich in dieser Zeit das Gehirn noch entwickelt und deshalb besonders empfindlich reagiert.

Alkohol stört die Informationsübertragung im Gehirn

Wer viel oder regelmäßig trinkt, riskiert eine veränderte Hirnstruktur, Gedächtnisprobleme und eine schlechtere Gedächtnisleistung. Auch auf die Psyche kann ein zu hoher Alkoholkonsum negative Folgen haben.

Fast jede*r kennt die kurzfristigen Folgen von Alkoholkonsum: Unüberlegte Entscheidungen, erhöhte Risikobereitschaft, Sprachschwierigkeiten und Gleichgewichtsstörungen. Manche Menschen werden betrunken auch aggressiver. Der Grund für diese Verhaltensweisen ist, dass Informationen in deinem Gehirn schlechter übermittelt werden, wenn du trinkst.

Bei gesunden Menschen erholt sich das Gehirn meist wieder von diesen Aussetzern, wenn sie den Alkohol weglassen. Außer es handelt sich um einen Filmriss: In diesem Fall können die nicht abgespeicherten Erinnerungen später auch nicht wieder abgerufen werden. Wenn du langfristig übermäßig viel trinkst, kann sich die Struktur deines Gehirns auch dauerhaft verändern.

 

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Alkohol kann dein Gehirn verändern

Langfristige Veränderungen des Gehirns betreffen meist das Frontalhirn – eine Region, die vor allem für Selbstkontrolle und Handlungssteuerung zuständig ist. Bei Jugendlichen in der Entwicklung werden ständig neue Nervenverbindungen im Gehirn aufgebaut und nicht mehr benötigte abgebaut. Wird das Gehirn bei diesem Prozess durch Alkohol gestört, fallen Betroffenen bestimmte Denkleistungen deutlich schwerer.

Schon geringer Alkoholkonsum sorgt dafür, dass Nervenzellkörper im Gehirn sich abbauen: Nur sechs Minuten nach dem Alkoholkonsum werden zellschützende Stoffe wie Kreatin und Aspartat weniger. Somit schrumpft die sogenannte weiße und graue Hirnmasse. Unklar ist, inwieweit sich diese Veränderungen rückgängig machen lassen.

Rauschtrinken macht vergesslich

Wenn du an sich nicht regelmäßig, aber dafür immer mal sehr viel trinkst (Rauschtrinken), kann sich deine Erinnerungsfähigkeit dauerhaft verschlechtern. Erinnerungen werden in der Hirnregion Hippocampus erzeugt – dort gehen Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis über, denn der Hippocampus ist im Prinzip die „Gedächtnis-Zentrale“ in deinem Gehrin. Ein Filmriss oder andere Gedächtnislücken entstehen, wenn dieser Prozess durch Alkohol gestört wird.

Die Auswirkungen von Alkohol auf das Gedächtnis machen sich auch im Alltag bemerkbar. Regelmäßige Rauschtrinker*innen können sich beispielsweise – auch nach mehreren Tagen Nüchternheit – nicht mehr so gut merken, was auf ihrer Einkaufsliste stand. Auch beim Lernen für die Schule oder Uni können diese Gedächtnislücken zum Problem werden.

Gute Entscheidungen? Mangelware!

Verbreitet unter Rauschtrinker*innen sind außerdem Konzentrationsschwierigkeiten, einigen fällt auch das räumliche Denken schwer. Jugendliche Betroffene leiden außerdem öfters unter Wortfindungsstörungen.

Menschen, die oft viel Alkohol trinken, haben häufiger eine eher schlechte Impulskontrolle. Entscheidungen treffen sie oft unbedacht „aus dem Bauch heraus“ und neigen zu impulsivem, aufbrausenden Verhalten. Das sorgt nicht nur in Schule, Uni und Arbeitsplatz, sondern auch in Beziehungen für Streit.

Umso positiver ist es, dass die Zahl der rauschtrinkenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen zuletzt deutlich gesunken ist, wie eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zeigt: Waren es bei den 12- bis 17-Jährigen 2007 noch rund 50 %, die in den letzen 30 Tagen mindestens einmal bis zum Rausch getrunken haben, sind es 2021 nur knapp 20 % der Befragten. Und auch in der Altersgruppe 18 bis 25 sank die Zahl von 73 % (2019) auf zuletzt 57 % (2021).

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Ein Teufelskreis: Alkohol macht unglücklich

Auch auf die Psyche kann ein ständiger Alkoholkonsum zermürbende Auswirkungen haben. Im ersten Moment fühlst du dich vielleicht durch Alkohol erheitert und gelöster, da das Zellgift in deinem Körper Dopamin ausschüttet und Endorphin freisetzt. Nach einer Weile hat die gleiche Menge Alkohol aber nicht mehr denselben Effekt – das positive Gefühl wird schwächer.

Um dieses Gefühl zurückzubekommen, trinken einige Menschen dann noch mehr und noch häufiger. Das führt jedoch nur zu noch schwereren Problemen: Alkoholmissbrauch, Abhängigkeit und Depressionen können entstehen. Für die Psyche und die Leistungsfähigkeit deines Gehirns ist es deshalb wichtig, dass du dir beim Trinken ein gesundes Limit setzt – und es einhältst.

  • Aerzteblatt.de (2017): Fachgesellschaft warnt vor Hirnschäden durch Alkoholkonsum bei Jugendlichen, [online]
  • BBC News (2008): Binge drinking 'damages memory', [online]
  • Cservenka, Anita und Ty Brumback (2017): The Burden of Binge and Heavy Drinking on the Brain: Effects on Adolescent and Young Adult Neural Structure and Function, in: Frontiers in Psychology [online]
  • Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health (2003): Moderate alcohol consumption linked to brain shrinkage. Study finds low to moderate alcohol use does not lower stroke risk, in: EurekAlert! [online]
  • Medina, Krista Lisdahl et al. (2007): Effects of Alcohol and Combined Marijuana and Alcohol Use During Adolescence on Hippocampal Volume and Asymmetry, in: National Center for Biotechnology Information [online]