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Alkohol-Storys

Alkohol und Fußball: Ein Interview

Fußballspiele bedeuten für die Polizei oft Schwerstarbeit. Wir haben mit einem Einsatzleiter über alkoholisierte Fans gesprochen.

Hooligans, Gewalt, Alkohol: Der Fußball, für viele Fans ein wöchentlicher Grund zur Freude, hat leider auch Schattenseiten. Der Bremer Polizeidirektor Hans-Jürgen Pusch hat uns 2014 erklärt, wie die Polizei mit (jugendlichen) alkoholisierten Fans umgeht – und uns verraten, was er von Alkoholverboten in Stadien hält.

Fußballspiele: Viel zu tun für die Polizei

KDL: Welche Aufgaben haben Sie als Polizist bei einer Großveranstaltung? 

Hans-Jürgen Pusch: Als Polizist hat man natürlich die Aufgabe, Straftaten zu verfolgen und Gefahren abzuwehren. Zuerst einmal ist der Veranstalter für einen ordnungsgemäßen Ablauf zuständig und die Polizei eben, wenn unvorhergesehene Gefahren auftreten. Das können zum Beispiel eine Schlechtwetterlage sein oder die Tribüne stürzt ein und eben bei Straftaten, Körperverletzung, Diebstählen, solchen Sachen.

„Für Jugendliche unter Alkoholeinfluss gibt es spezielle Maßnahmen in Bremen”

Hans-Jürgen Pusch, Polizeidirektor

KDL: Wie versuchen Sie bei Fußballspielen, Gewalt unter Alkoholeinfluss zu verhindern?

Hans-Jürgen Pusch: Sowohl die Veranstalter als auch wir schicken vor jeder Veranstaltung einen so genannten Fanbrief an den Gastverein, wo wir auch reinschreiben, wie die Leute sich verhalten sollen. Wir geben auch den Hinweis darauf, dass erkennbar alkoholisierte Leute gar nicht erst ins Stadion gelassen werden. Für Jugendliche unter Alkoholeinfluss gibt es spezielle Maßnahmen in Bremen. Im Wesentlichen werden die aber ihren Erziehungsberechtigten übergeben.

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KDL: Warum werden immer mehr Polizist*innen benötigt, um Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans zu verhindern?

Hans-Jürgen Pusch: Das Problem ist halt – gerade auf Bremen bezogen – dass die „erlebnisorientierten“ Jugendlichen gerne mal als Hooligans auftreten. Die sind auf der einen Seite für ihren Verein und auf der anderen Seite gegen die Hooligans bzw. Ultras der anderen Mannschaft und finden es schick, sich abseits des Spielfeldes zu provozieren. Das geht von Laufspielen bis hin zur körperlichen Auseinandersetzung.

"Nein" zum Alkoholverbot in Stadien?

KDL: Wie stark schätzen Sie den Faktor Alkohol als Risiko bei Fußballspielen ein?

Hans-Jürgen Pusch: Die Hooligans trinken eigentlich eher weniger Alkohol, weil sie die körperliche Auseinandersetzung suchen und schon wissen, dass Alkohol da nicht hilfreich ist. Andere Gruppierungen sprechen eher dem Alkohol zu und es kommt zufällig zu Auseinandersetzungen. Da wird dann durch Alkohol die Hemmschwelle runtergesetzt.

 

„Besser ist es, wenn sie im Stadion noch ein oder zwei Bier trinken.”

Hans-Jürgen Pusch, Polizeidirektor

KDL: Was halten Sie von einem Alkoholverbot in Stadien?

Hans-Jürgen Pusch: Es gibt so etwas bei manchen Spielen, allerdings ist die Erfahrung dann so, dass die Leute, wenn sie wissen, dass es im Stadion keinen Alkohol gibt, sich vorher entsprechend mehr antrinken. Das ist nicht gut. Besser ist es, wenn sie im Stadion noch  ein oder zwei Bier trinken. Das wird sowieso seltener gemacht, weil das Bier da teuer ist. Das ist besser, als wenn sich jemand vor dem Spiel schon so zudröhnt, dass er nichts mehr merkt und die Hemmschwelle dann ganz im Keller ist.

KDL: Was sind die Konsequenzen für alkoholisierte Fans, die aggressiv werden?

Hans-Jürgen Pusch: Wenn es zum Beispiel zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt, dann werden wie bei allen anderen Straftätern auch Anzeigen wegen Körperverletzung oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gefertigt. Das können auch Sachbeschädigung oder ein Vergehen nach dem Sprengstoffgesetz sein. Bei alkoholisierten Straftätern wird natürlich eine Blutprobe genommen, um den genauen Alkoholgrad festzustellen. Das geht aber alles seinen normalen Gang, wie bei jeder anderen Straftat auch.